Angststörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Viele junge Menschen leiden unter übermäßiger Sorge, sozialer Unsicherheit oder Schlafproblemen, die ihren Alltag und ihre Entwicklung stark beeinträchtigen können (1).
Parallel zum wachsenden Bewusstsein für psychische Gesundheit wächst auch das Interesse an alternativen Therapieansätzen – darunter Cannabidiol (CBD). Doch kann CBD Öl Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen tatsächlich helfen? Und ist es sicher?
Dieser Artikel fasst den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Forschung zusammen. Er dient ausschließlich der Information und ersetzt keine medizinische Beratung oder Diagnose.
Was sind Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen?
Angst gehört zum Leben – doch wenn sie übermäßig stark oder dauerhaft wird, spricht man von einer Angststörung. Zu den häufigsten Formen bei jungen Menschen gehören:
- Generalisierte Angststörung: ständige Sorgen über Schule, Familie oder Gesundheit
- Soziale Phobie: starke Angst vor Bewertung oder Ablehnung
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS): Angstzustände nach traumatischen Erlebnissen
Typische Symptome sind Rückzug, Schlafprobleme, Leistungsabfall oder Konzentrationsschwierigkeiten. Unbehandelt können solche Ängste langfristig die emotionale und soziale Entwicklung beeinträchtigen.
Was ist CBD und wie wirkt es im Körper?
CBD (Cannabidiol) ist ein pflanzlicher Wirkstoff aus der Hanfpflanze. Im Gegensatz zu THC ist es nicht psychoaktiv – es verursacht also kein „High“.
CBD wirkt über das Endocannabinoid-System (ECS), das viele Prozesse im Körper steuert, darunter Stimmung, Stress, Schlaf und Schmerzwahrnehmung (2). Dabei beeinflusst CBD mehrere Rezeptoren und Botenstoffe:
- CB1- und CB2-Rezeptoren: Regulieren Stimmung und neuronale Aktivität
- Anandamid: CBD erhöht dessen Spiegel; Anandamid gilt als „Glücksmolekül“
- 5-HT1A-Rezeptoren: Teil des Serotonin-Systems – wichtig für die Stimmungsregulation
- GABA- und GPR55-Rezeptoren: beteiligt an Beruhigung, Reizhemmung und Angstkontrolle
Diese vielfältigen Wirkmechanismen erklären, warum CBD in Studien oft eine angstlösende (anxiolytische) Wirkung zeigt – auch ohne Rausch oder Abhängigkeitspotenzial.
Wissenschaftliche Studienlage: CBD bei Angststörungen im Jugendalter
Fallbericht: PTBS bei einem 10-jährigen Mädchen
Ein vielzitierter Fall aus den USA beschreibt ein 10-jähriges Mädchen mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), das unter starken Angstzuständen und Schlafproblemen litt (3). Nach unzureichender Wirkung klassischer Medikamente erhielt sie CBD-Öl (25 mg täglich, sublingual).
Ergebnis: Die Schlafqualität verbesserte sich deutlich, Angstsymptome nahmen ab, und es traten keine signifikanten Nebenwirkungen auf. Nach fünf Monaten blieb die Verbesserung stabil.
Offene Studie (Australien): CBD bei therapieresistenter Angst
In Australien wurden 31 Jugendliche (12–25 Jahre) mit schweren Angststörungen untersucht, die auf Verhaltenstherapie oder Antidepressiva nicht ausreichend angesprochen hatten (4). Sie erhielten CBD (bis 800 mg täglich) zusätzlich zu ihrer Standardtherapie.
Nach 12 Wochen:
- 43 % Reduktion der Angstsymptome
- Verbesserung der Stimmung und sozialen Funktionsfähigkeit
- Nebenwirkungen: meist mild – Müdigkeit, leichte gedrückte Stimmung, Hitzewallungen
Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf, die Verträglichkeit wurde insgesamt als gut bewertet.
Randomisierte Studie (Japan): Soziale Phobie
Eine kontrollierte Studie aus Japan untersuchte 37 Jugendliche (18–19 Jahre) mit sozialer Angststörung (5). Über vier Wochen erhielten sie 300 mg CBD oder ein Placebo.
Ergebnis:
- In der CBD-Gruppe sank die gemessene Angst signifikant stärker als in der Placebo-Gruppe.
- Keine schwerwiegenden Nebenwirkungen wurden beobachtet.
Dies liefert erste Belege, dass CBD auch im Jugendalter angstlindernd wirken kann.
Was sagen Experten zur Anwendung von CBD bei Jugendlichen?
Fachgesellschaften betonen: Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, aber nicht ausreichend, um eine allgemeine Empfehlung auszusprechen.
Da das jugendliche Gehirn sich noch entwickelt, ist Vorsicht geboten. Fachärzte raten, CBD nur in ärztlich begleiteten Einzelfällen einzusetzen – zum Beispiel, wenn andere Therapien keinen Erfolg zeigen (6).
Zudem sollte ausschließlich medizinisch geprüftes CBD Öl für Kinder verwendet werden, um Verunreinigungen oder falsche Dosierungen zu vermeiden.
Sicherheit und mögliche Nebenwirkungen
Die bisherigen Studien zeigen, dass CBD bei Kindern und Jugendlichen meist gut vertragen wird (7). Häufige, meist milde Nebenwirkungen sind:
- Müdigkeit oder Schläfrigkeit
- Appetitlosigkeit
- Durchfall
- Selten: Erhöhte Leberwerte bei hoher Dosierung
Da Kinder empfindlicher reagieren können, sollte die Dosierung individuell und langsam gesteigert werden – immer unter ärztlicher Aufsicht.
Regulatorische Hinweise
In Deutschland ist CBD legal, solange es aus zertifiziertem Nutzhanf stammt und weniger als 0,2 % THC enthält.
Das einzige zugelassene CBD-Arzneimittel für Kinder ist Epidiolex, das bei bestimmten Epilepsieformen (Dravet- und Lennox-Gastaut-Syndrom) eingesetzt wird (8).
Für Angststörungen liegt derzeit keine offizielle Zulassung vor.
Eltern sollten daher stets Rücksprache mit einem Arzt oder einer Ärztin halten, bevor sie CBD Produkte für Kinder oder Jugendliche verwenden.
Fazit: Potenzial mit Vorsicht nutzen
Erste wissenschaftliche Daten deuten darauf hin, dass CBD bei Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen hilfreich sein könnte – vor allem, wenn klassische Therapien nicht anschlagen.
Die bisherigen Studien zeigen eine gute Verträglichkeit und positive Effekte auf Angst und Schlaf. Allerdings fehlen Langzeitdaten und klare Dosierungsempfehlungen.
Daher gilt: CBD kann ein ergänzender Ansatz sein – aber nur unter medizinischer Aufsicht und niemals als Ersatz für bewährte Therapien.
Wer sich für CBD Öl für Kinder interessiert, sollte ausschließlich Labor-geprüfte, THC-arme Produkte wählen und die Anwendung stets ärztlich begleiten lassen.
Quellen
- Bundesministerium für Gesundheit (2024). Ergebnisse der CaPRis-Studie: Risikoerhöhung für Angststörungen durch Cannabiskonsum bei Jugendlichen. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Drogen_und_Sucht/Berichte/Broschuere/BMG_CaPris_A5_Info_web.pdf
- Devinsky O, Cross JH, Laux L, et al. Trial of cannabidiol for drug-resistant seizures in the Dravet syndrome. N Engl J Med. 2017;376(21):2011-2020. https://doi.org/10.1056/NEJMoa1611618
- Shannon S, Opila-Lehman J. Effectiveness of cannabidiol oil for pediatric anxiety and insomnia as part of posttraumatic stress disorder: A case report. The Permanente Journal. 2016 Fall;20(4):16-005. https://doi.org/10.7812/TPP/16-005
- Berger M, et al. Cannabidiol for treatment-resistant anxiety disorders in young people: an open-label trial. Journal of Clinical Psychiatry. 2022 Aug 2;83(5):21m14254. https://doi.org/10.4088/JCP.21m14254
- Masataka N. Anxiolytic effects of repeated cannabidiol treatment in teenagers with social anxiety disorders. Frontiers in Psychology. 2019 Nov 7;10:2466. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.02466
- Efron D, Taylor K. Medicinal Cannabis for Paediatric Developmental, Behavioural and Mental Health Disorders. Int J Environ Res Public Health. 2023 Apr 7;20(8):5430. https://doi.org/10.3390/ijerph20085430
- Iffland K, Grotenhermen F. (2017). An update on safety and side effects of cannabidiol: A review of clinical data and relevant animal studies. Cannabis and Cannabinoid Research, 2(1), 139–154. https://doi.org/10.1089/can.2016.0034
- World Health Organization (WHO). (2018). Cannabidiol (CBD) Pre-Review Report. https://cdn.who.int/media/docs/default-source/controlled-substances/cannabidiol-pre-review.pdf